Die Geschichte unseres Vereins

Alles begann vor über 100 Jahren mit einer Idee – und einer entschlossenen Runde im Nebenzimmer der Gaststätte „Zum Stift“ in Kempten. Es war der 15. November 1912, als sich um 20 Uhr der Delikatesshändler Fritz Ewecker, der Tuchhändler Sigmund Roberger, der Friseur Georg Scheuermann, der Direktor der Wach- und Schließgesellschaft Jakob Kuhn, der Warenhausinhaber Karl Zintl, der Privatier Adelbert Gantner, der Gastwirt Jakob Geist und der Vize-Feldwebel Hans Legath hier trafen, um eine Ortsgruppe innerhalb des Vereins für Deutsche Schäferhunde zu gründen.

Das erklärte Ziel der acht engagierten Männer war, die Schäferhundbesitzer im Allgäu in einer Ortsgruppe in Kempten zu vereinen, Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen und Schäferhunde zu Gebrauchshunden zu erziehen. Und auch der Zucht der Hunde sollte ein besonderes Augenmerk gelten. Zum ersten Vorsitzenden der jungen Ortsgruppe wurde damals Fritz Ewecker gewählt. Am 06. Januar 1913 trafen sich dann zum ersten Mal die Mitglieder der neuenOrtsgruppe Kempten zur offiziellen Vereinssitzung im Gasthaus „Bären“. Das Gasthaus wurde für viele Jahre das offizielle Vereinslokal der neu gegründeten Ortsgruppe „Bayerisch Allgäu, Sitz Kempten“. Der Jahresbeitrag wurde auf drei Goldmark festgelegt.

Erste Übung 1913

Keine zwei Monate, nachdem der Weltkrieg beendet war, fanden die Mitglieder der Ortsgruppe dann eine Einladung des Tuchhändlers Rossberger in der Post: am 07.Januar 1919 versammelten sich alle aus dem Felde zurückgekehrten Mitglieder im Gasthaus Bären. Die Arbeit mit den Schäferhunden konnte wieder neu beginnen, seit dem 08. Januar1922 unter dem Namen, der noch heute besteht: Verein für Deutsche Schäferhunde, Ortsgruppe Kempten.

Die Jahre zwischen den Weltkriegen waren für den Verein erfolgreich. aber nicht leicht. Besonders die immer rasantere Inflation machte dem Kassierer Kuhn zu schaffen. Die Gewinne aus dem Übungsbetrieb und aus Vorführungen zerronnen zwischen den Fingern, 1923 schloß der Kassenbericht mit einem Defizit von über 13 Millionen Reichsmark, obwohl die Mitglieder erst Monate vorher über 509 Millionen Reichsmark gespendet hatten. Durch die Inflation wurde das Geld schneller entwertet, als es in den Kassenbüchern auftauchen konnte.

Es ist wohl dem Vereinsmitglied Erdmannsdörfer zu verdanken, daß die Ortsgruppe Kempten auch diese schwere Zeit überlebte. Erdmannsdörfer verkaufte einen seiner Hunde und spendete den Reinerlös komplett dem Verein: die stolze Summe von 7,5 Billionen Reichsmark!

Körung im Hofgarten 1913

Vereinsheim Einweihung 1952

Schutzhundeprüfung 1965

Ende 1923 zählte der Verein für Deutsche Schäferhunde, Ortsgruppe Kempten 161 Mitglieder, der Mitgliedsbeitrag für ein halbes Jahr wurde damals auf 2L Vollbier festgelegt – ein Wert von 150 Milliarden Reichsmark! Nur vier Jahre nach der Wiedergeburt der Ortsgruppe nach dem ersten Weltkrieg, hatten sich die Hundler aus Kempten bereits einen hervorragenden Namen gemacht. Aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden die Mitglieder der Ortsgruppe in der Zucht und Ausbildung um Rat und Meinung gefragt. Endlich hatte die Ortsgruppe nun auch einen wirklich eigenen Übungsplatz. 1927 wurde der „Dressurplatz“ Riederau eingeweiht, ein eigenes Vereinsheim gab es noch nicht. Noch immer trafensich die Mitglieder zu Versammlungen und Feiern im Gastof „Bären“ in Kempten.

Der Beginn des zweiten Weltkrieges traf die Ortsgruppe längst nicht so stark, wie der erste Weltkrieg. Erst im Frühjahr 1940 wurden die ersten Hunde von der Wehrmacht eingezogen, noch fanden auch Körungen und SchHPrüfungen statt. Probleme machte ab 1941 aber die Futterbeschaffung! Das Fleisch für Hunde wurde streng rationiert und erst durch ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt Kempten gelang es damals durchzusetzen, daß Schäferhunden eine größere Portion Fleisch zugesprochen wurde als Katzen.

1943 zählte die Ortsruppe nur noch 44 Mitglieder, ein Jahr später wurde die vorerst letzte Prüfung auf dem Übungsgelände abgehalten. Der Krieg hatte seine Opfer gefordert: Alle guten Hunde waren längst in den Händen der Wehrmacht, nur einige Zuchthündinnen blieben verschont.

Noch vor Kriegsende allerdings erwacht die Ortsgruppe zu neuem Leben. Im Januar 1945 treffen sich die verblieben Mitglieder und wählen eine neue Vortandschaft, am 21.04.1945 stehen 12 Hunde zum Übungsbetrieb auf dem Gelände Riederau.

Zum ersten Mal ein richtiges Zuhause bekam die Ortsgruppe im Jahr 1952. Die Stadt verpachtete dem Verein ein Gelände im Blumental und der Bau eines eigenen Vereinsheims konnte beginnen! Im Mai 1952 wurde es mit einem ausgelassenen Fest eingeweiht. 40 Jahre nach der Vereinsgründung und zwei Weltkriegen stand die Ortsgruppe nun wieder auf soliden Beinen.

Für 20 Jahre blieb der Platz im Blumental das Zuhause der Ortsgruppe, ehe sie ein neues Vereinsheim direkt an der Iller in der Riederau bezog – gebaut trotz leerer Vereinskasse, durch den engagierten Einsatz der Mitglieder. In diesen Jahren wurde die SV OG-Kempten zu einem der erfolgreichsten Schäferhundvereine Süddeutschlands.

Höhepunkt der Erfolgsserie sind die Jahre 2009 und 2010, in denen Vereinsmitglied Werner Seif – der heutige erste Vorstand – mit seiner Hündin Anja vom Wilden Hexenhaus zweimal an der WUSV-Weltmeisterschaft teilnehmen konnte.

Aber auch diese Jahre forderten den außerordentlichen Zusammenhalt des Vereins. 1999, zu Pfingsten, regnete es tagelang ohne Unterlaß. Die Iller wurde zu einem reißenden Strom und überflutete weite Teile der Stadt Kempten und auch den Übungsplatz in der Riederau. Vom Vereinsheim war damals nur noch das Dach zu sehen. Es kostete Wochen und unzählige Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder, ehe der Platz und das Vereinsheim wieder vollständig nutzbar waren!

2011 wurde für die Ortsgruppe zu einer echten Zerreißprobe. Die Stadt kündigte dem Verein den Pachtvertrag für das Grundstück in der Riederau. Im Norden des Geländes sollte die seit Jahren geplante Nordspange für die Umfahrung der Stadt verlaufen. Und der Übungsplatz des Vereins lag ausgerechnet in den dafür vorgesehenen Ausgleichsflächen! Zum Jahrsende mußte das Gelände geräumt sein. Und dann?

Die Vereinsmitglieder ließen sich damals nicht entmutigen. Zum vierten Mal in in ihrer Geschichte entschloß sich die Ortsgruppe zu einem Neuanfang auf einem neuen Gelände. Die Stadt Kempten stellte das große unbebaute Grundstück an der Daimlerstraße zu Verfügung. Nach monatelanger Arbeit, viel Mühe und Aufopferung erschuf sich die Ortsgruppe ein neues Übungsgelände mit einem modernen Vereinsheim. 2013 konnte es feierlich eingeweiht werden.

Genau 100 Jahre nach der Vereinsgründung im Gasthof „Zum Stift“ in Kempten, hatte der Verein wieder ein neues Zuhause gefunden! Das Ziel, damals wie heute: Die professionelle Ausbildung des Schäferhundes zu einem vielseitigen, wesensstarken Gebrauchshund – dem besten Freund des Menschen.

Verein für Deutsche Schäferhunde

Ortsgruppe Kempten